Allgemeines Immer wieder in aller Munde ist Strahlung jeglicher Art, insbesondere die Diskussion über deren Unbedenklichkeit oder aber Schädlichkeit gegenüber dem menschlichen und tierischen Organismus. Verbindliche Antworten, ob nun z.B. ein Handy wirklich gesundheitsschädlich ist, kann ich natürlich auch nicht geben. Der Wissenschaft bekannt ist zwar die Strahlung an sich, aber die Auswirkungen auf Organismen sind sehr komplex und leider nicht immer eindeutig nachweisbar. Damit so manche Diskussion nicht nur von Ängsten getragen wird oder gar ins Esoterische abgleitet, können Sie hier erfahren, welche Arten von Strahlung es gibt, wie sie entsteht und welche Wirkungen sie hervorrufen kann (nicht muß!).
Atomstrahlung läßt sich glücklicherweise sehr einfach plastisch erklären, weil es sich bis auf die Gammastrahlung um Materieteilchen handelt, die man sich ohne Gehirnakrobatik leicht vorstellen kann. Atomstrahlung wird von radioaktiven Isotopen oder bei der Kernspaltung bzw. -verschmelzung ausgesandt und ist nach einhelliger Lehrmeinung in jeder Dosierung schädlich. Allerdings ist sie aufgrund der möglichen Mutationen des Zellgewebes auch einer der Gründe für die Evolution. Um die Vorgänge rund ums Atom zu verstehen, müssen Sie wissen, wie im Grundsatz Atome aufgebaut sind. Ggf. können Sie den nachfolgenden "Schnellkurs" einfach überspringen.
Schnellkurs Atomaufbau Ein Atom besteht aus einem ziemlich massiven Atomkern, um den auf sehr unterschiedlichen kreisförmigen oder elliptischen Bahnen Elektronen kreisen. Bildlich ist dies mit einem Sonnensystem vergleichbar, bei dem die Planeten (hier: Elektronen) um die zentrale Sonne (hier: Atomkern) kreisen. Während bei einem Sonnensystem die Massenanziehungskraft für den Zusammenhalt sorgt, ist dies bei einem Atom vor allem die elektrische Ladung. Der positiv geladene Kern zieht hierbei die negativ geladenen Elektronen an, die wie die Planeten durch die kreisförmige Bewegung eine Zentrifugalkraft erzeugen, die der Anziehungskraft entgegenwirkt. Für die Kernphysik interessant sind jedoch nicht die Elektronen sondern der Kern selbst. Dieser besteht nach dem einfachsten Modell nämlich aus zwei unterschiedlichen Kernbausteinen, den positiv geladenen Protonen und den elektrisch ungeladenen Neutronen. Da sich gleich geladene Teilchen abstoßen, sind in einem stabilen Atomkern immer mindestens gleich viele Neutronen wie Protonen vorhanden, die ganz oberflächlich betrachtet wie Klebstoff wirken. Um welches chemische Element es sich handelt d.h. die chemischen und physikalischen Eigenschaften werden durch die Anzahl der Protonen bestimmt. Eine unterschiedliche Anzahl der Neutronen hat sogenannte Isotope zur Folge, die stabil sein können, mitunter aber instabil und damit radioaktiv sind.
Zerfällt ein Atomkern, entweder als Folge eines natürlichen Zerfallsprozesses oder infolge externer Gewalteinwirkung (Atomspaltung o.ä.), so können aus einem Atomkern folgende Teilchen übrigbleiben, und zwar je nach Ausgangsstoff und Verfahren unterschiedliche: 1. Große Bruchstücke des ehemaligen Kerns 2. Neutronen 3. Alpha-Strahlung 4. Beta-Strahlung 5. Gamma-Strahlung
Wie bei einer Murmel, die man mit dem Hammer traktiert, bleiben bei einer Kernspaltung mehr oder weniger große Bruchstücke übrig. Jedes dieser Bruchstücke sammelt aus seiner Umgebung eine passende Anzahl von freien Elektronen ein und stellt dann ein komplettes Atom bestehend aus Atomkern und Elektronenhülle sprich ein chemisches Element dar, wobei die vorhandene Protonenzahl entscheidet, um welches Element bzw. im Zusammenwirken mit der Anzahl der Neutronen um welches Isotop es sich handelt. Im Gegensatz zur Murmel gibt es übrigens keine "kaputten" Bruchstücke mit scharfen Kanten; die Form eines Atomkerns kann man sich als immer annähernd kugelförmig vorstellen.
Bei einem natürlichen Zerfall tritt keine Kernspaltung auf. Vielmehr sendet der Kern einen Teil seiner Protonen und/oder Neutronen aus (siehe Alphastrahlung) und verliert damit an Masse und wandelt sich bei Verlust von Protonen in ein anderes chemisches Element um. Dieser übrigbleibende Rest ist wie auch die Bruchstücke oft selbst radioaktiv und zerfällt nach einer gewissen Zeit von selbst weiter. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß auch Neutronen eingefangen werden können, wodurch ein Isotop mit höherer Masse entsteht.
Die Bruchstücke und Kerne mit verminderter Protonenzahl an sich richten keinen großen Schaden an. Selbst wenn sie mit hoher Geschwindigkeit "auseinanderspritzen", werden sie schon nach kurzen Weg in der Luft durch Zusammenstoß mit Stickstoff- und Sauerstoffatomen so abgebremst, daß sie keinen Schaden anrichten können. Man kann das mit einer Gewehrkugel vergleichen: Mit großer Geschwindigkeit abgefeuert kann sie Gewebe durchschlagen, aber in einen Sandhaufen geschossen und dort wieder hervorgekramt, kann sie keinen Schaden anrichten. Allerdings könnte sie aus Blei und damit giftig sein, und das trifft auch auf die Atombruchstücke zu: Sie könnten (müssen aber nicht!) entweder giftige chemische Elemente oder aber selbst wieder radioaktiv sein. Bei der Spaltung von Uran entstehen leider viele radioaktive Bruchstücke, den man in größeren Mengen schlicht Atommüll nennt. Wie bei natürlichen Zerfallsreihen entstehen jedoch immer, oft nach vielen Zwischenstufen, stabile und damit nicht radioaktive Stoffe. Allerdings dauert dies mitunter sehr, sehr lange. Der Zerfall von Uran mit der Massezahl 238, welches eine Halbwertzeit von etwa 4,5 Milliarden Jahren besitzt, läuft über 17 Zwischenschritte ab. Hierbei beträgt die Halbwertszeit des am schnellsten zerfallenden Elements (Polonium 218) nur ca. eine tausendstel Sekunde und die des am langsamst zerfallenden Elements dieser Zerfallsreihe (Uran 234) ca. 25000 Jahre. Das Endprodukt ist Blei mit der Massezahl 206.
Insbesondere bei der Kernspaltung werden als "Trümmer" einzelne Neutronen mit hoher Geschwindigkeit freigesetzt, die in der Luft nur unzureichend verlangsamt werden, weil sie zu klein sind, um statistisch gesehen mit Atomen in der Luft zusammenzustoßen und dadurch ihre Geschwindigkeit zu verringern. Außerdem sind sie zu schwer, um bei einem einzigen Stoß deutlich langsamer zu werden. Man kann dies mit einem 40-Tonnen-LKW vergleichen, der in einen riesigen Stapel Styroporplatten fährt: Außer einer kurzeitigen Sichtbehinderung wird der Fahrer kaum etwas bemerken.
Ihre Energie geben Neutronen am besten beim Aufprall auf möglichst dicht gepackte Materie wie z.B. organisches Gewebe ab. Hierbei werden entweder wichtige Teile einer Zelle beschädigt, so daß diese abstirbt, oder mit ein bißchen "Glück" zerstört das Neutron kleine Teile der DNA, also der Erbanlagen der jeweiligen Zelle. Dies hätte dann z.B. Krebs zur Folge. Der menschliche Organismus ist für solche Vorfälle zwar gewappnet, weil auf völlig natürliche Weise ein gewisses Maß an Neutronen bzw. anderer Teilchen immer schon vorhanden war, aber bei einer hohen Dosis sind die Reparatureinrichtungen des Körpers überfordert. Einen Schwellenwert, wie er in der Politik so gerne definiert wird ("darunter ist's unschädlich, darüber tut's weh"), gibt's wie bei eigentlich den meisten schädlichen Dingen nicht. Schon die natürliche Hintergrundstrahlung ist nicht gesund, aber u.a. durch das Entstehen von Mutationen für die Evolution verantwortlich. Eine Abschirmung ist durch sehr dickes Material oder aber durch Wasser möglich.
Unter Alpha-Strahlung versteht man Heliumkerne, die als Bruchstücke emittiert werden. Sie sind sehr klein und ihre Masse ist im Vergleich zu den Abmessungen hoch, so daß sie eigentlich beste Chancen hätten, in der Luft kaum abgebremst zu werden, aber gleichzeitig sind sie positiv geladen, so daß sie z.B. von negativ geladenen Ionen angezogen und dadurch abgebremst werden. Ihre Reichweite ist daher in Luft nicht sehr hoch, und sich langsam bewegendes Helium ist bekanntlich nicht schädlich. Schon bei relativ geringem Abstand vom strahlenden Objekt ist dadurch eine Schädigung des Gewebes nicht mehr möglich. Zudem werden sie schon durch sehr dünne, feste Materie wie z.B. ein Blatt Papier abgeschirmt.
Auch hierbei handelt es sich um Materiestücke, die ausgesandt werden. Als Beta-Strahlung bezeichnet man Elektronen oder Positronen, die aus dem Kern mit hoher Geschwindigkeit emittiert werden. Sie stammen nicht aus der Hülle, sondern entstehen, wenn sich Kernteilchen umwandeln. Hier gilt das Gleiche wie bei der Alpha-Strahlung, nur daß die negativ geladenen Elektronen viel leichter sind als Alpha-Teilchen. Sie werden daher in der Luft viel rascher abgebremst.
Positronen sind übrigens die bekannteste und am leichtesten herzustellende Antimaterie. Sie besitzen die absolut gleiche Masse wie Elektronen aber im Gegensatz zu diesen eine positive Ladung. Treffen ein Elektron und ein Positron zusammen, wobei dieser Vorgang durch die entgegengesetzte Ladung und damit elektrostatische Anziehung begünstigt wird, so zerstrahlt die Materie beider Teilchen vollständig. Es entsteht reine Energie in Form von Gamma-Strahlung. Antimaterie vor allem in Form von Positronen ist übrigens schon sehr lange bekannt und keineswegs das Produkt irgendwelcher durchgeknallter Science-Fiction-Autoren. Antimaterie in Form einfacher Atome wurden zwar auch schon hergestellt, aber aus naheliegenden Gründen gelingt es nicht, Antimaterieklumpen in sichtbarer Größe herzustellen. Denn bei Kontakt mit "normaler" Materie wie z.B. der Luft zerstrahlen beide Komponenten sofort. In die Hand nehmen könnte man Antimaterie ohnehin nicht.
Hierbei handelt es sich als einzige Ausnahme nicht um faßbare Materieteilchen sondern um extrem kurzwelliges Licht, das viel kurzwelliger ist als beispielsweise UV-Licht oder Röntgenstrahlung. Es durchdringt noch besser als Röntgenstrahlung sehr leicht Materie, wird aber zum geringen Teil von dieser absorbiert. Ist die Energie d.h. die Dosierung hoch genug, verbrennt es lokal an den Stellen, an denen es absorbiert wird, das Gewebe bzw. Teile der Zellen. Daher ist Gammastrahlung sehr gefährlich. Aber auch sie kommt in völlig natürlicher Weise vor. Abschirmen kann man sie am besten durch dicke Bleiplatten.
Atomstrahlung jeglicher Art, die z.B. bei der Kernspaltung entsteht, kann man recht gut nach außen hin abschirmen. Fatal ist es hingegen, direkt mit radioaktivem Material in Kontakt zu geraten. Hierbei lagern sich nämlich feinste Partikel am Körper bzw. beim Einatmen in der Lunge an, wodurch die ausgesandten Teilchen nicht erst durch die Luft abgebremst werden, sondern direkt auf das Gewebe treffen. Und dann sind auch die sonst harmlosen Alpha- und Beta-Teilchen extrem schädlich, wobei Alpha-Teilchen aufgrund ihrer hohen Masse den größten Schaden anrichten. Im Falle von Plutonium kommt noch hinzu, daß dieses Element ungefähr genauso giftig wie Blei ist. Diese schädliche chemische Wirkung wird durch seine Radioaktivität aber bei weitem übertroffen.
Strahlung ist nicht Strahlung: Die elektromagnetische Strahlung hat mit der oben beschriebenen Atomstrahlung sprich Radioaktivität absolut nichts zu tun. Vielmehr handelt es sich um elektromagnetische Wellen, die unter bestimmten Bedingungen Einfluß auf Organismen haben können.
Elektromagnetische Wellen sind mit Schallwellen vergleichbar. Während Schallwellen nichts weiter als lokale Luftdruckschwankungen sind, sind elektromagnetische Wellen lediglich Schwankungen der lokalen elektrischen bzw. magnetischen Feldstärke. Mit Schallwellen kann man z.B. Gläser zerstören, wenn man ihre Resonanzfrequenz trifft und die Lautstärke hoch genug ist. Nebenbei bemerkt soll dies der Sänger Caruso auch ohne Verstärker geschafft haben. Physikalisch gesehen wird das Glas hierbei lediglich in Schwingung versetzt, d.h. es biegt sich im Takte der Schallwellen. Da Glas ein sehr spröder Stoff ist, zerbricht es, wenn eine bestimmte Amplitude d.h. ein bestimmtes Maß an Verformung überschritten wird.
Die Wirkung von elektromagnetische Wellen ist ganz ähnlich: Stimmt die Frequenz, werden die Atome bzw. Moleküle eines elektrisch schwach leitenden Stoffes in Resonanz versetzt, wobei die Eindringtiefe relativ groß ist. Sie schwingen um ihre Ruhelage mit einer langsam immer größer werdenden Amplitude. Eine größere Amplitude bedeutet aber eine höhere Temperatur. Im Gegensatz zum Glas ist ein Atom jedoch "unkaputtbar". Die Temperatur wird einfach höher, wobei ein isoliert betrachtetes Atom auch unglaublich hohe Temperaturen von einigen Millionen °C schadlos übersteht.
Genau diesen Effekt der Schwingungsanregung macht man sich in der Mikrowelle zu Nutze. Man erzeugt hierbei die Wärme gleich dort, wo man sie haben will: Das Gargut wird sozusagen von innen her gekocht. Bei konventioneller Garung hingegen werden zuerst die Atome des Kochgeschirrs erhitzt und dadurch in Schwingung versetzt. Sich darin befindliches Gargut wird von der Kontaktfläche her langsam, Schicht für Schicht, ebenfalls in Schwingung versetzt und dadurch erhitzt. Da die Wärmeleitfähigkeit des Garguts mitunter sehr gering ist, kommt es hierbei zu lokalen Überhitzungen an der Kontaktstelle, die im Falle einer Pfanne durchaus erwünscht sind, um eine knusprige Oberfläche des Garguts zu erhalten. Solche lokalen Überhitzungen kann der Mikrowellenofen nicht produzieren.
Schaltet man die elektromagnetischen Wellen ab, kann man nicht mehr nachweisen, auf welche Weise das Gargut erhitzt wurde. Sowohl bei der konventionellen Erhitzung als auch beim Mikrowellenofen wurden lediglich die Moleküle des Garguts in Schwingung versetzt. Als einziges Unterscheidungsmerkmal kann man die Wärmeverteilung im Gargut zu Hilfe nehmen: Bei konventioneller Erhitzung existiert ein Wärmegefälle von außen nach innen, während beim Mikrowellenofen die Wärmeverteilung fast homogen ist. Die Art der Wärme ist jedoch absolut identisch, denn den Molekülen ist es absolut egal, wer sie in Schwingung versetzt hat. Insbesondere "strahlen" die mit einem Mikrowellenofen erhitzten Speisen nicht, wie von unwissender Seite leider oft als Argument gegen dieses Verfahren zu hören ist. Aufgrund der relativ homogenen Wärmeverteilung ist ein Mikrowellenofen hervorragend zum Auftauen oder eingeschränkt zum Kochen aber überhaupt nicht zum Zubereiten von knusprig gebratenen Speisen geeignet.
Theoretisch gesehen kann man mit Mikrowellenöfen hervorragend kochen, weil Wasser ein Medium ist, das man mit Mikrowellen der üblich verwendeten Wellenlänge ganz hervorragend erhitzen kann. Eis wird hingegen nur relativ schlecht erhitzt. In der Praxis bilden sich in einem aus guten Gründen geschlossenen Mikrowellenofen stehende Wellen aus, so daß die Erhitzung an verschiedenen Orten im Ofen sehr ungleichmäßig ist. Dies versucht man, mit einem Drehteller wenigstens teilweise auszugleichen. Trotzdem ist die Erhitzung in der Praxis recht ungleichmäßig. Umrühren kann man während des Kochvorgangs aufgrund des geschlossenen Ofens selbstverständlich nicht, so daß das Kochen in der Praxis schwierig oder zumindest sehr umständlich ist. Die Leistungsaufnahme gefrorener Speisen ist zwar relativ gering und damit der Wirkungsgrad niedrig, aber nach wenigen Minuten sind trotzdem tiefgefrorene Speisen aufgetaut. Wichtig ist, daß diese wenigestens teilweise angetaut sind, um den Mikrowellen einen besseren Angriffspunkt für den Auftauvorgang zu bieten.
Mikrowellen erhitzen Gargut genauso wie Körperteile von Lebewesen. Die Erwärmung kann das Gewebe stark schädigen und im schlimmsten Fall garkochen. Am stärksten gefährdet sind hierbei die Augen, weil bereits eine leichte durch Erwärmung hervorgerufene Eintrübung des sogenannten Glaskörpers des Auges ähnlich wie der graue Star wirkt und die Sehkraft stark vermindert. In Mikrowellenöfen ist daher der Innenraum durch einen Faraday'schen Käfig sorgsam von der Außenwelt abgeschirmt, damit keine Mikrowellenstrahlung nach außen dringt. Dieser Faraday'sche Käfig ist auch der Grund dafür, warum die Scheibe, durch die man den Innenraum betrachten kann, durch ein Drahtgitter oder ein gelochtes Blech hinterlegt ist. Durch die Maschen oder Löcher kann übrigens aufgrund elektrotechnischer Prinzipien keinerlei Mikrowellenstrahlung austreten. Zusätzlich gibt es Sicherungseinrichtungen, damit bei geöffneter Tür das Klystron, das die Mikrowellen erzeugt, sofort abgeschaltet wird und das Aussenden von Mikrowellen in die Umgebung in jedem Fall zuverlässig unterbunden wird.
Genau die oben beschriebene Temperaturerhöhung ist der der einzig wirklich nachgewiesene Effekt, den elektromagnetische Wellen auf z.B. Organismen hat. Ein Mobiltelefon, das ungefähr im selben Frequenzbereich arbeitet wie ein Mikrowellenofen, hat mit seiner Sendeleistung von ca. 2 W laut einigen wissenschaftlichen Untersuchungen eine lokale Temperaturerhöhung in Teilen des Gehirns von weniger als 0,1 °C zur Folge. Die Frage, um die sich alles dreht, ist schlicht und ergreifend, wieviel Temperaturerhöhung schädlich ist. Leider sind die Untersuchungen hierzu nicht nur ein wildes Gestochere im Nebel sondern auch noch höchst subjektiv. Was man für eine eindeutige Aussage bräuchte, wäre zwei absolut identische Menschen, wobei man unter absolut identischen Bedingungen einen davon elektromagnetischer Strahlung aussetzt und den andern nicht. Leider fühlen sich aber selbst Zwillinge an unterschiedlichen Tagen unwohl. Je nach Grundorientierung (pro oder contra Mobiltelefon) könnte man hier bei einem Versuch zu höchst unterschiedlichen Ergebnissen kommen: Ein Contra-eingestellter Versuchsleiter wird behaupten, daß das Unwohlsein des mobil telefonierenden Probanden durch eben dieses Telefonieren verursacht wird, ein Pro-eingestellte Versuchsleiter könnte den Spieß jedoch herumdrehen und sagen, daß das Unwohlsein des nicht mobil telefonierenden Probanden durch den Mangel an elektromagnetischer Strahlung verursacht wird! Objektive Aussagen sind daher sehr, sehr schwierig. Grundsätzlich sind gesundheitliche Auswirkungen zwar nicht auszuschließen, aber aufgrund der doch schon recht langen Erfahrung mit Mobiltelefonen eher unwahrscheinlich.
Was man auf jeden Fall sagen kann ist, daß die Diskussion um die Mobiltelefon-Sendemasten weit abseits jeder Vernunft geführt wird. Denn das Mobiltelefonnetz war von Anfang an als dezentrales System mit vielen Stationen geringer Leistung konzipiert. Eine einzelne Antenne kommt daher nur auf eine Sendeleistung von ca. 50 W, also ganz erheblich weniger als Radio- und Fernsehsender, die locker weit über 1000 W abstrahlen können und trotzdem noch nie beanstandet wurden. Wenn man jetzt auch noch weiß, daß die Leistungsdichte (d.h. W/m2, in der Presse meistens fälschlicherweise als Feldstärke bezeichnet) quadratisch mit dem Abstand von der Antenne abnimmt, kann man leicht berechnen, wie weit eine Sendeantenne entfernt sein müßte, damit sie die gleiche Feldstärke am Kopf erzeugt wie ein Mobiltelefon, das 5 cm vom Kopf entfernt ist: Es sind lediglich 25 cm! Hierin ist jedoch nicht berücksichtigt, daß die Antennen auf den Sendemasten meistens Richtantennen sind. Bei einem Abstrahlwinkel von 36 Grad erhöht sich in Abstrahlrichtung die Leistungsdichte ("Feldstärke") um das Zehnfache. In diesem Fall müßte die Antenne 80 cm entfernt sein.
Normalerweise telefoniert man aber keineswegs 24 Stunden am Tag. Angenommen, die Sendeantenne ist eine Richtantenne mit 36 Grad Abstrahlwinkel, strahlt 50 W ab und ist nur 50 m entfernt, so entspricht die kumulierte "Strahlenbelastung" über einen ganzen Tag einem Telefonat mit einem 5 cm vom Kopf entfernten Mobiltelefon von weniger als 22 Sekunden! Beachten Sie hierbei bitte, daß bereits ein eingeschaltetes und damit lediglich empfangsbereites Mobiltelefon Kommunikation mit der nächstgelegenen Empfangsstation betreibt, also in regelmäßigen Abständen sendet.
Bei neu errichteten Sendemasten ist es fast schon Mode geworden, daß die Bewohner in der Umgebung von Schlafstörungen, Nervosität und anderen Beschwerden berichten. Es gibt jedoch mehrere Beispiele, die belegen, daß es alleine die Angst vor der Sendeanlage ist, die diese Beschwerden hervorruft. Hierzu gab es Untersuchungen. In einem Teil der Fälle wurden zwar Antennen errichtet aber nicht in Betrieb genommen. Die Befragung der Anwohner ergab, daß einige seit der Errichtung über die o.g. Beschwerden klagten. In anderen Fällen wurden heimlich Antennen so montiert, daß sie nicht sichtbar waren und in Betrieb genommen. In diesen Gebieten ergab eine Befragung keinerlei Zunahme dieser Beschwerden. Dies belegt deutlich, daß die Angst vor Mobilfunksendeanlagen bei manchen Personen Beschwerden hervorruft, dies aber keine Wirkung der elektromagnetischen Wellen ist.
Hier herrscht ausnahmsweise einstimmige Klarheit: Das herkömmliche 230V-Netz (Hausinstallation) hat keinerlei Einfluß auf die Gesundheit, wenn man sich in der Nähe aufhält. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich: Die Wellenlänge ist mit vielen tausend Kilometern viel zu lange, als daß eine Abstrahlung elektromagnetischer Wellen mit 50 Hz möglich wäre. Zudem ist die Spannung von 230 V zu gering, als daß das geringe elektrische Feld Einfluß haben könnte (vgl. elektrostatische Aufladung z.B. eines Wollpullovers, der sich zudem unmittelbar am Körper befindet: 200.000-300.000 V!).
In Esoterikkreisen sind zwar sogenannte Netzfreischalter beliebt, die automatisch mit einem Relais den Strom wegschalten, wenn kein Verbraucher Strom zieht. Zu diesem Zweck wird eine kleinere Spannung auf den abgeschalteten Zweig gelegt, damit der Netzfreischalter überhaupt erkennen kann, wenn wieder ein Stromverbraucher eingeschaltet wird. Dadurch ist die in der Werbung versprochene "Stromlosigkeit" (physikalisch korrekt: Spannungslosigkeit, Erklärung zu Strom und Spannung finden Sie hier) überhaupt nicht gegeben. Stromlos im physikalisch richtigen Sinn ist jede Stromleitung mit abgeschaltetem Verbraucher auch ohne Netzfreischalter.